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Wenn das Problem zur Lösung wird: Im Interview mit Rudolph Schelling Webermann

Über den Alltag als Gründer und Produktdesigner und das Design der Mood Pendelleuchte für Yunic

RSW Design 4zu3

Eine Mischung aus Methodik und Magie – Sven Rudolph, Carsten Schelling und Ralph Webermann sind Gründer von Rudolph Schelling Webermann und haben das Besondere zu Ihrer Spezialisierung gemacht. Kennengelernt haben sie sich im Treppenhaus der Hochschule Hannover am Tag der Aufnahmeprüfung zum Produktdesignstudium. Ihr Büro gründeten sie im Jahr 2005 noch unter dem Namen Ding3000 direkt aus der Hochschule heraus und haben sich bis heute einen Namen als preisgekrönte Produktdesign- und Innovationsagentur gemacht.

Vielen Dank für eure Zeit! Erzählt doch einmal, wie habt ihr zum Produktdesign gefunden?

S: Ich habe bereits als Kind in der Grundschule Turnschuhe gezeichnet und interessierte mich für das Entwerfen von Produkten. In das Produktdesign-Studium bin eher unvorgebildet gekommen und musste dann feststellen, dass es darin gar nicht rein um Formgebung geht, sondern dass man in diesem Studium eigentlich viel mehr Möglichkeiten hat. Man kann Produkte erfinden und Probleme lösen. Das war für mich eine Offenbarung.

C: Auch ich habe schon früh viele Dinge selbst gestaltet. Ich war auf der Waldorfschule, dadurch hatte ich auch schon viel kreativen Unterricht. Nach der Schule bin ich ins Ausland gegangen und arbeitete bei einer Töpferei in Canada. Der dortige Workshopleiter hatte Produktdesign in Japan studiert und meinte, dass dieser Studiengang etwas für mich wäre. So kam am Ende eins zum anderen. Das war wie ein Schubser von außen, der mich in die Richtung gebracht hat.

Portrait RSW Design

C&S: Ralf ist gelernter Tischlermeister und hat irgendwann gemerkt, dass ihm der gestalterische Aspekt in dieser doch eher rein handwerklichen Ausbildung fehlte. So ist er mit großem Interesse auf das Studium zum Produktdesign gestoßen.

Wie sieht der Alltag als Gründer und Geschäftsführer von RSW aus?

S: Unsere Aufgaben sind vielfältig und von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Ob kleine Projekte wie das Entwerfen von Schlüsselanhängern oder große Aufträge wie das Konzipieren ein ganzes Filialkonzeptes: Es bleibt immer spannend, daher gehen wir jeden Tag gern zur Arbeit. Der reine Arbeits-bzw. Tagesablauf ist meistens ähnlich, es sei denn wir sind unterwegs auf Messen oder treffen Kunden. Ansonsten arbeiten wir schon eine relativ normale 40 Stunden Woche und versuchen Nachtschichten eher nicht machen zu müssen (lacht).

Eure Agentur befindet sich in Hannover. Warum Hannover?

C: Wir kommen alle drei nicht ursprünglich aus Hannover, sondern sind durch das Studium an der Hochschule hergekommen und es hat uns einfach gut gefallen hier. Wir wollten uns direkt danach zu dritt selbstständig machen. Da kam es wie gerufen, dass es damals ein Förderprogramm für Startups gab, die sich aus der Hochschule Hannover heraus gründen. Diese Förderung hat uns insbesondere zu Beginn sehr stark geholfen.

Büro RSW Design

S: Hannover ist total grün, man braucht kein Auto um schnell überall hin zu kommen. Ich mag die Leute hier, weil sie sehr down to earth sind. Hier muss man nicht jemand sein oder jemanden darstellen, sondern man kann einfach so sein, wie man ist.

Eure Kernkompetenz ist das Gestalten und Entwerfen von Konsumgütern. Was kann man sich darunter vorstellen?

S: Es gibt im Produktdesign die Bezeichnung „Niederkomplexe Konsumgüter“. Darunter kann man sich alles vorstellen, was man als einzelner Mensch oder als kleines Team entwerfen kann.

Mood Pendelleuchte von yunic und die Sphere Glasvase von Collection

S&C: Wir spielen Produktdesign als Team, wir sind Teamplayer. Bei uns kann man zum Schluss manchmal gar nicht mehr sagen, wer letztendlich die ursprüngliche Idee hatte. Wir sind immer in der Diskussion über die Dinge und entwickeln sie zusammen immer weiter.

Ihr seid überzeugt davon, dass erfolgreiche Produkte echte Nutzerbedürfnisse befriedigen müssen. Wie sieht ein Designprozess bei euch aus?

S: Meistens beginnt der Prozess mit der Suche nach Problemen. Das ist im Prinzip schon ein großer Schlüssel zu einem erfolgreichen Produkt: Dass man eines dieser Probleme identifiziert und überzeugend löst.

C: Das sind zum Beispiel der Schneebesen für Norman Copenhagen oder die Charge-Box für Konstantin Slawinski. Wir betrachten den Einsatz und Nutzen des Produktes ganzheitlich und entwickeln daraus eine Lösung, die auch wirklich sinnvoll für den Nutzer ist. Wie in diesem Fall: ein Schneebesen der sich zusammenfalten lässt und eine Charge Box.

In Zusammenarbeit mit dem Designer Christian Stapelbroek habt ihr die Mood Pendelleuchte für Yunic entworfen. Was war die Inspiration für das Design?

S: Es gibt seit einigen Jahren smarte Lichtsteuerungen, viele funktionieren über den Lichtschalter. Wir hatten das Gefühl, dass diese oftmals eher verkomplizieren oder einen rein dekorativen Zweck haben oder von der Handhabung kein Fortschritt sind. Christian Stapelboroek ist ein Designer aus Hannover mit dem wir immer wieder gern zusammenarbeiten. Die Mood Pendelleuchte war eine tolle Herausforderung, da wir gemeinsam ganz ohne Vorgaben an das Projekt rangehen konnten.

Mood Pendelleuchte von yunic in schwarz

C: Wir wollten ein Design entwerfen, welches unabhängig von Apps ist, von jedem bedient werden kann und auch noch in 50 Jahren funktioniert. Der goldene Dimmer, welcher durch einfaches Drehen sowohl die Lichthelligkeit als auch die Lichtfarbe verändert kann, ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet einen wahren Mehrwert. Ob zum Abendessen, Arbeiten oder Basteln mit den Kindern: Unterschiedliche Nutzungsszenarien benötigen unterschiedliches Licht und das wird mit der Mood Pendelleuchte möglich.

Welche Eigenschaft gefällt euch besonders an der Mood Pendelleuchte?

S: Es ist die Interaktion, die mir Spaß macht. Man hat Lust diesen Dimmer zu bedienen. Die Handlung selbst wird zu etwas freudvollem.

C: Was ich gern mag, ist der Kontrast zwischen schlichter Formgebung und hoher Funktionsvielfalt. Das sie so einen Mehrwert bietet, obwohl es ein recht schlichtes Produkt ist.

Was schätzt ihr an der Zusammenarbeit mit Connox?

S+C: Wir haben oft Kunden, die im Ausland sitzen und mit denen man sich nicht einfach mal schnell zu einem Kaffee zusammensetzen und über ein Produkt sprechen kann. Die besten Ideen entstehen im direkten Dialog und das ist bei Connox möglich.

Mood Pendelleuchte in weiß von yunic

S+C: Man weiß außerdem, dass die Produkte in einem tollen Rahmen präsentiert sind und sich zwischen vielen anderen guten Produkten befinden. Connox ist ein agiles Unternehmen, die Produktentwicklung geht voran, weil Leute da sind die motiviert sind. Das macht Spaß. Man merkt, dass man mit Leuten zusammenarbeitet, die einen Drive haben und etwas erreichen möchten.

Ihr seid auch als Lehrbeauftragte im Kurs Sustainable Entrepreneurship an der Hochschule Hannover tätig. Worum geht es da?

S: In dem Kurs geht es darum BWL-Studierenden zu helfen, Ideen und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die einen Nachhaltigkeitsbezug haben. Das macht total Spaß und ist auch für die Studierenden ein ganz neuer Ansatz. Nicht nur ein finanziell erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, sondern auch Nachhaltigkeitsfaktoren mit hoher Priorität zu behandeln.

Wie setzt ihr "Nachhaltigkeit" innerhalb eurer Arbeit praktisch um?

S: Wir wissen inzwischen, was ein Produkt nachhaltig macht und was nicht. Daher möchten wir nur Produkte in diese Welt setzen, welche die Welt besser machen und nicht schlechter. Das ist natürlich immer etwas, was nicht komplett in der eigenen Hand liegt, weil man größtenteils für Hersteller arbeitet. Aber wir möchten da in Zukunft noch strikter sein.

Büro RSW Design

C: Wir haben einen gewissen cradle-to-cradle Anspruch. Unsere Produkte sollen recyclebar sein oder sogar bereits aus recycelten Materialien bestehen. Schon in den Beratungsgesprächen stoßen wir die Firmen dazu an, auch über nachhaltige Themen nachzudenken. Außerdem legen wir großen Wert auf Qualität und Langlebigkeit. Die Produkte, die wir entwerfen, sind Produkte, die man im besten Fall ein Leben lang behält und sogar vielleicht vererbt

Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Branche?

S: Manchmal würde ich mir wünschen, dass man uns Designer mehr als Teil des Ganzen wahrnimmt. Im Prinzip sorgen wir mit den von uns entworfenen Produkten für das Herzstück. Da wäre ein familiärer Gedanke irgendwie schön. Das wir, obwohl wir externe Designer sind, als fester Teil des ganzen Prozesses gesehen und schon früher mit einbezogen werden.

Wir bedanken uns herzlich für diese spannenden Einblicke!

Beitrag vom 06.09.2022, von Bianca Speckhan

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