Beitrag vom 18.01.2023, von Isabelle Diekmann
Bereits im vergangenen Jahr war auf den großen Interior-Messen und in Fachzeitschriften immer wieder die Rede von „Japandi“ – einem modernen Mix aus skandinavischem und japanischem Stil. Hoher Norden und ferner Osten, skandinavische Gemütlichkeit und japanischer Purismus – das passt nicht zusammen? Und ob! Wir geben dir im Magazine Tipps, wie du das Beste aus beiden Wohnwelten bekommen und zeigen dir Schritt für Schritt, wie du mit ein paar einfachen Tricks einen harmonischen Look im angesagten Japandi-Stil kreierest.
Bevor es daran geht, dein Zuhause für den Trendlook umzugestalten, möchten wir die Ursprünge des angesagten Interior Styles ergründen – denn nur so kann dein Wohnbereich das echte Japandi-Flair transportieren.
Auch wenn Japan und Skandinavien auf den ersten Blick nicht allzu viel gemeinsam haben, so teilen sie vor allem eins: das Verständnis vom Glück. Das skandinavische Lebensgefühl Hygge, was so viel wie Heimeligkeit bedeutet, fokussiert sich auf die wichtigen Dinge im Leben. Darauf, glücklich zu sein mit dem, was man hat, mit seinen Gedanken, weit weg vom Computer. Lange Spaziergänge in der Natur, ausgiebige Saunagänge und eine natürlich-gemütliche Atmosphäre, die all das widerspiegelt.
In Japan liebt man die Schönheit des Unvollkommenen, das sogenannte Wabi-Sabi, das die Spuren des Lebens und der Zeit zeigt und für authentische Natürlichkeit sorgt. Mit Hingabe wird der hauseigene Garten gepflegt, in Ruhe wird eine Teezeremonie genossen. Es wird schnell klar: Beide Kulturen teilen die Leidenschaft für Entschleunigung, für den Fokus auf das Wesentliche und die Natürlichkeit sowie die Liebe zur Pflege alter Traditionen – die Grundpfeiler für den Japandi-Look.
Klare Formen, hochwertige, natürliche Materialien und eine puristische Designsprache, die reduzierten Minimalismus auf eine einzigartig einfühlsame und warme Weise interpretiert, ergeben einen Einrichtungsstil, der viel mehr ist als das. Japandi ist ein Gefühl von bewusstem Glück, das jeden Wohnraum zu ihrer persönlichen, kleinen Oase machen kann.
In Skandinavien legen die Menschen schon lange Wert darauf, wenigere hochwertige Stücke zu kaufen, die zeitlos sind und Generationen überdauern. Vollgestellte Räume und unzählige Deko-Elemente sind hier Fehl am Platz. Es werden nur Dinge gekauft, die auch wirklich eine Funktion erfüllen – was keineswegs heißt, dass eben diese brauchbaren Dinge des Alltags nicht auch ein hübsches Design haben können.
Ähnlich sieht es in Japan aus. Die Japanerin Marie Kondo gilt weltweit als Aufräum-Queen und zeigt, wie Aussortieren richtig geht: Auf alles Unnötige wird verzichtet, vieles wird mit System auf die kleinste Größe reduziert, hinter Schranktüren versteckt und nur besondere Einzelstücke werden offen präsentiert. So entstehen cleane, strukturierte Räume, die aufs Wesentliche reduziert sind und Ruhe ausstrahlen.
Für einen authentischen Japandi-Look braucht es Mut zu leeren Wänden und freien Räumen. Überlege dir, welche Möbel und Accessoires du wirklich im jeweiligen Raum benötigst. Welche Funktion erfüllen sie und was bedeuten sie dir? Kaufe weniger, aber dafür besonderer – mache dir und deinen Gedanken Luft.
Auch wenn es um die Materialauswahl geht, führen die Wege von Skandinavien und Japan zusammen. Während im fernen Osten vor allem auf Papier, Bambus, Steingut, Leinen und Rattan gesetzt wird, haben in den skandinavischen Ländern robuste Holzarten, Wolle und Keramik Tradition.
Das Schöne daran: Kombinierst du die wunderbaren Materialien dieser beiden Stilwelten, kreierst du einen unglaublich natürlichen und spannenden Look, der jedem Raum Textur gibt, ohne zu aufgeregt zu wirken. Die zurückhaltenden Materialien harmonieren ganz wunderbar miteinander und holen die Natur in dein Zuhause. Unser Tipp für noch mehr Japan-Flair: Wähle nicht nur helle, sondern vor allem auch vereinzelt dunkle Holzmöbel, das wirkt besonders elegant und erinnert an japanisches Interior.
Wenn es um eine Einrichtung im Japandi-Stil geht, spielen klare Kanten und gerade Linien eine zentrale Rolle. Um den Look zu vollenden, dürfen aber auch organische Formen nicht fehlen. Abgerundete Kanten und fließende Konturen präsentieren die Schönheit des Unperfekten und verleihen dem Raum Persönlichkeit sowie die nötige Gemütlichkeit – egal ob als Beistelltisch, Spiegel, Sofa oder dekorative Keramik.
Auch hier gilt: Weniger ist mehr. Wähle nur vereinzelte Stücke in organischer Form, die die geradlinigen Möbel als Highlight ergänzen.
Ganz wie die Materialien orientieren sich auch die Farben an der natürlichen Umgebung der jeweiligen Länder. Für die typische, sanfte Ruhe, die Japandi ausstrahlt, verwende verschiedene helle Beige-Nuancen als Grundton, die sich wunderbar mit warmen Holztönen verbinden lassen und ihren Ursprung im Skandi-Stil haben.
Dunklere Erdnuancen wie Braun und Schwarz kommen aus dem japanischen Interior und sorgen für einen entspannten Blickfang mit Tiefe. Auch Pastelltöne, die vor allem für den skandinavischen Stil typisch sind, finden Einzug ins Japandi-Zuhause.
Denn helle, warme Blau-, Grün-, Gelb- und Beerenfarben, die inspiriert sind von der Natur, kommen hier – ausgewählt und vereinzelt – zum Einsatz.
Entsprechend der Glücksphilosophie der beiden Kulturen lautet auch die Devise beim Dekorieren im Japandi-Stil: Konzentriere dich auf das Wesentliche. Lasse dich auf freie Flächen ein, die den Raum öffnen, und dekoriere nur mit Gegenständen, die eine Funktion erfüllen. Das bedeutet nicht, dass du gänzlich auf Deko-Elemente verzichten sollest.
Ausgewählte Statement-Accessoires runden den Japandi-Look ab und verleihen ihm die typische Wärme. Geradlinige Holztabletts, runde Spiegel, organisch geformte Vasen, handgefertigtes Steingut-Geschirr und Tischleuchten aus Papier sind nicht nur nützlich, sondern strahlen dekorativ echtes Japandi-Flair aus.
Ergänzt mit Decken aus Baumwolle oder Leinen, zurückhaltenden Postern und hohen grünen Zimmerpflanzen in Töpfen aus Stein oder Rattan vollendest du den Look.
Beitrag vom 18.01.2023, von Isabelle Diekmann