Beitrag vom 29.05.2018, von Isabelle Diekmann
Von Wabi-Sabi – und nein, das hat nichts mit dem scharfen Meerrettich aus Fernost zu tun – können wir noch einiges lernen. Denn der neue Einrichtungstrend beruht auf japanischer Ästhetik, die zu einem Perspektivwechsel anregt: Weg vom Drang zur Perfektion und hin zur Liebe für das Unvollkommene. Was Wabi-Sabi so besonders macht und wie wir den schnörkellosen Purismus aus Japan mit all seiner Authentizität in unsere vier Wände bringen, zeigt uns Instagrammerin Julia (@juempati).
Was jetzt erst allmählich zu uns überschwappt, ist schon seit Jahrhunderten in Japan Tradition. Wabi-Sabi hat seinen Ursprung im Zen-Buddhismus und beschäftigt sich mit der Ästhetik der Einfachheit und Unvollkommenheit. Übersetzt bedeutet Wabi so viel wie einsam, verlassen und traurig. Sabi wird mit Patina gleichgesetzt, steht aber auch für Alter, Vergänglichkeit und Gebrauchtsein.
Das klingt so vielleicht erstmal eher deprimierend, trägt aber eine inspirierende und positive Kernbotschaft in sich:
Bei Wabi-Sabi geht es darum, die kleinen Dinge des Alltags neu zu entdecken und die Schönheit des Unauffälligen und Schlichten wahrzunehmen. Die Essenz der betagten Dinge erkennen und sich mit ihnen begnügen. Sich unabhängig machen von Besitz.
Ob bewusst oder unbewusst: In Zeiten, in denen Instagram, Pinterest und Co. fester Bestandteil unseres Alltags sind, verfolgt uns Perfektionismus in allen Bereichen des Lebens auf Schritt und Tritt. Oft wird vermittelt, dass unsere Wohnungen erst dann so richtig schön sind, wenn sie vollkommen durchgestylt an eine Design-Ausstellung erinnern. Getreu dem Motto: „Bitte nichts anfassen“. Und genau da kommt Wabi-Sabi ins Spiel.
Der Wohntrend besinnt uns zurück auf das Wesentliche. Darauf, dass man genießt, was man hat, das Schöne im Unperfekten sieht und ankommt – in seinem Zuhause und bei sich. Es geht darum, authentisch zu sein.
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Beim Einrichten bedeutet das konkret, sich frei zu machen von allem Ballast und sich auf Möbelstücke zu beschränken, die eine Funktion erfüllen. Die unperfekt perfekt sind. In unserer westlichen Vorstellung geht es bei Design vor allem um Makellosigkeit und Symmetrie. Doch Wabi-Sabi zeigt, dass es die Asymmetrie und Natürlichkeit sind, die die eigenen vier Wände zu einem Zuhause machen. Es sind organische Formen und die scheinbar wertfreien, bescheidenen Dinge, die für Harmonie und Wohlfühlcharakter sorgen.
Wenn du Wabi-Sabi wohnen möchten, brauchst du erstmal nicht viel. Im Gegenteil: Beschränke dich auf das Wesentliche und befreie dich von all den Dingen, die du nicht wirklich brauchst. Probiere es aus – die optische Leere wirkt befreiend. Rücke alte Schätze in den Vordergrund, auch wenn diese schon die eine oder andere Macke davongetragen haben. Um dann die japanische Ästhetik in dein Zuhause zu holen, befolge ein paar ganz einfache Grundsätze:
Sanfte Farben: Japanischer Minimalismus ist ganz und gar nicht karg oder eintönig. Wabi-Sabi hält sich zurück, strahlt aber dennoch Wärme und Geborgenheit aus – wobei die Farbauswahl eine zentrale Rolle spielt. Naturweiß, sanfte Cremefarben, zartes Grau, gedeckte Erdtöne, blasses Blau und Rosé wechseln sich ab und strahlen Ruhe und Harmonie aus.
Natürliche Materialien: Ein absolutes Muss für den authentischen Wabi-Sabi-Look sind Produkte, deren Schönheit in ihrer Eigenart liegt. Mundgeblasene Gläser, deren Bläschen Qualitäts- und nicht Ausschlusskriterium sind, Designs aus Holz, deren Maserung und Formgebung sich von Fertigung von Fertigung unterscheidet, gegerbtes Leder oder Marmor, dass immer andere Muster zieht.
Es sind diese vermeintlichen Macken und Gebrauchsspuren, die die Produkte so ausdrucksstark machen. Steingut, Keramik, Leinen und Beton sorgen ebenso für Natürlichkeit – raue Oberflächen mit Struktur dominieren den japanischen Style.
Organische Formen: Harmonisch und wohnlich wird es mit organischen Formen. Designs im Wabi-Sabi-Look halten sich an keine Regeln, millimetergenaue Linien oder Symmetrie. Asymmetrisch und rund wirken die Produkte viel natürlicher und schön unperfekt. Bei Wohntextilien gilt: Decken und Kissen müssen nicht akkurat drapiert werden. Locker hingelegt ist alles gleich viel mehr Wabi-Sabi.
Instagrammerin Julia vom Account Juempati macht es vor und beweist uns, dass Purismus alles andere ist, als ungemütlich. Holz in warmen Tönen kombiniert sie mit rustikalem Tischdekor, natürlichen Textilien und Accessoires in organischen Formen. Erdtöne treffen Pastell und der Muster-Mix in zurückhaltenden Farben rundet das Gesamtbild stimmig ab. Die Essentials für den angesagten Wabi-Sabi-Look findest du bei uns im Shop. Wir wünschen viel Freude beim Umstylen!
Fotocredit: Julia Biersa (@juempati)
Beitrag vom 29.05.2018, von Isabelle Diekmann