Beitrag vom 03.05.2022, von Mandy Wulf
Wie unvorhersehbar das Schicksal seinen Lauf nehmen kann, zeigt uns Max aus der Nähe von Nürnberg eindrucksvoll. Zusammen mit seinem Mann Sebastian kaufte er eine 400 Jahre alte, denkmalgeschützte Wassermühle mit einer Wohnfläche von insgesamt 400 m², von denen etwas mehr als die Hälfte umgebaut werden soll. Wer schon bald so außergewöhnlich wohnt, dem müssen wir einfach einen Besuch abstatten! Wir trafen Max in der @hyggemuehle, wie er sein neues Zuhause liebevoll nennt, und sprachen mit ihm über das wohl größte Projekt seines Lebens.
Hallo Max! Erzähl uns, wie und wo du wohnst?
Ich bin Max und wohne aktuell mit meinem Ehemann Sebastian in einer Übergangswohnung - bis die Wassermühle, die wir gekauft haben und derzeit sanieren, umgebaut ist. Dort warten neben viel Platz, Arbeit und Natur auch bereits unsere vierzehn Hühner auf uns. Der perfekte Ausgleich zu meiner Arbeit als Sozialpädagoge.
Bevor wir uns gleich ausführlich eurem Großprojekt widmen: Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Unser Stil orientiert sich an den skandinavischen Ländern. Auf Reisen durch Skandinavien konnte ich verschiedene Einrichtungsideen sammeln - egal ob im modernen Kopenhagen oder an der eher ländlichen Westküste Schwedens. Wichtig ist uns, dass wir uns in unserem Zuhause wohlfühlen und dass es gemütlich ist. Eine Balance aus Gemütlichkeit und Moderne zu finden, das machen wir uns zur Aufgabe.
In deinem Zuhause erkennen wir viel Liebe zum Detail. Was genau liebst du so am Einrichten?
Interior ist für mich ein großer Bestandteil meines Alltags. Für mich sind die eigenen vier Wände der Ort, an dem ich meine Akkus aufladen kann. Deshalb liebe ich es, all die schönen Ecken zu gestalten. Ich bin sehr detailverliebt und setze gerne verschiedene Deko-Elemente zusammen in Szene.
Durch Interior drücke ich zudem meine Gefühlslage aus. Bin ich zum Beispiel fröhlich gestimmt oder brauche etwas zum Aufheitern, setze ich eine schöne Vase mit Blumen in Szene und erfreue mich daran. Brauche ich es eher ruhiger und entspannter, verschwinden die bunten Kissen von unserem Sofa und ich entscheide mich für Textilien einer Farbgruppe.
Was trägt für dich zu einem Hygge-Gefühl bei?
Das Hygge-Gefühl habe ich während einer Reise durch Dänemark erleben dürfen. Wir waren zu einer Hochzeit in einem Ferienhaus direkt am Meer eingeladen und sind zwei Wochen zuvor durch Dänemark gefahren und haben Land und Leute erkundet. Vor allem liebe ich an Hygge, dass es bedeutet eine gemütliche, herzliche Atmosphäre zu schaffen, in der man das Gute des Lebens zusammen mit lieben Leuten genießt. Das warme Licht der Kerzen ist Hygge. Freunde und Familie gehören auch dazu.
Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit? Wie integrierst du das Thema in deinen Alltag?
Meinem Mann und mir ist Nachhaltigkeit im Alltag sehr wichtig. Wir versuchen nicht nur beim Lebensmittelverbrauch nachhaltig zu sein, sondern auch bei der Einrichtung von unserem Zuhause. Deshalb kombinieren wir gerne neue Möbelstücke mit alten Erbstücken oder Flohmarktfunden. Auch bei unserem Umbau der Wassermühle setzten wir auf nachhaltige Baustoffe, um ein gesundes und nachhaltiges Wohnklima zu schaffen.
Wie seid ihr auf die verrückte Idee gekommen, eine Wassermühle zu kaufen und zu sanieren?
Es war definitiv eine Entscheidung, die unser Leben nachhaltig verändert hat. Tatsächlich hat alles erst mit einem Albtraum begonnen, denn eigentlich wären wir in ein ganz anderes Objekt eingezogen. Im Sommer 2020 hätten wir in einen Neubau ziehen sollen. Da unmittelbar vor dem Einzugstermin extreme Baumängel sichtbar wurden, platzte kurz vor dem geplanten Umzug der Traum mit dem Neubau.
Viele schlaflose Nächte und nervenaufreibende Monate später, fand ich die Immobilienanzeige der Wassermühle in der Zeitung. Long story short: aus einer Schnapsidee die Wassermühle einfach zu besichtigen, wurden nach der ersten Besichtigung die Vision und der Traum die Mühle zu unserem Zuhause zu machen immer größer. Nach vielen Terminen mit Architektenbüros, Telefonaten mit der Denkmalschutzbehörde und einem sehr guten Baugefühl haben wir uns im März 2021 für die Mühle entschieden.
Aktuell wohnt ihr noch in einer Übergangswohnung. Steht bereits ein Einzugstermin?
Als Haus- und Bauherren müssen wir sehr flexibel sein und manchmal Pläne über den Haufen werfen. Das gilt auch für den Einzugstermin. Eigentlich wollten wir schon Ende 2021 einziehen, das klappte aber leider nicht. Unser aktueller Plan ist es spätestens Ende 2022 alle Möbel an ihren Platz zu rücken und alle Kisten ausgepackt zu haben.
Verrate uns mehr über euer baldiges, neues Zuhause.
Wir haben insgesamt knapp 10.000 m² Grund. Neben einem großen Hof haben wir eine Obstwiese mit zwei Teichen. Im Sommer ist das einfach die Entspannung pur! Vor kurzem haben wir eine kleine Feuerstelle angelegt, um in den nächsten Monaten Abende am Lagerfeuer ausklingen zu lassen.
In unserem Gemüsegarten haben wir schon so einige Gemüsesorten angepflanzt und ich freue mich jedes Mal Lebensmittel aus dem eigenen Anbau zu verarbeiten. Natürlich können wir den vielen Platz nicht alleine nutzen und haben damals mit der Mühle zusammen sechs Hühner übernommen. Mittlerweile sind es vierzehn geworden und ich möchte auf unsere zweibeinigen Mitbewohner:innen nicht mehr verzichten.
Macht ihr viel in Eigenregie bei der Sanierung?
Da mein Mann und ich gerne so viel selbst wie möglich verändern wollen, haben wir die bisherigen Umbaumaßnahmen selbst durchgeführt. Am wichtigsten für uns ist es aber uns selbst realistisch einzuschätzen. Welche Arbeiten können wir selbst erledigen und bei welchen Umbaumaßnahme würden wir an unsere Grenzen kommen.
Was war die bislang größte Herausforderung bei der Sanierung?
Zu erkennen, welche Sanierungsmaßnahmen wirklich notwendig und welche „nice-to-have“ sind. Ansonsten besteht einfach die Gefahr viel zu viele Baustellen auf einmal zu beginnen und schlussendlich nicht alle zu Ende führen zu können. Und natürlich nicht zu vergessen, dass wir als Bauherren eines denkmalgeschützten Hauses mehr Zeit bei der Sanierung einplanen müssen. Auch mit positivem Genehmigungsbescheid müssen wir viele Maßnahmen mit dem Denkmalamt vorab besprechen.
Euer neues Zuhause steht unter Denkmalschutz. Ist dies eine große Herausforderung beim Einrichten?
Zum Glück sind wir bei der Einrichtung vollkommen frei. Allerdings ist die Gestaltung der Wohnräume nur in Abstimmung möglich. Wandfarben, Bodenbeläge und Türen sind beispielsweise abzustimmen. Zum Glück haben wir eine gute Grundsubstanz und wir haben uns sofort in die alten Dielen verliebt.
Was hat euch die Sanierung alles gelehrt?
Dass Pläne und Visionen super sind, ich mich allerdings nicht zu sehr darauf einschießen und genügend Flexibilität für spontane Änderungen haben sollte. Schließlich sind so manche Pläne, die ich vor einem Jahr noch hatte, in der Umsetzung einfach nicht möglich gewesen. Um die Enttäuschung nicht groß werden zu lassen, ist nun mein Motto: „Es kommt alles so, wie es kommen soll“.
Hast du ein Baustellen-Update für uns?
Aktuell arbeiten wir daran die Räume für die Sanierung vorzubereiten. Alte Heizungs- und Stromleitungen sowie Zwischenwände müssen entfernt werden. Danach können die Arbeiten an der neuen Heizung, im Badezimmer und auf dem Dachstuhl beginnen. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf die nächste Zeit freue. Und wenn wir fertig sind, müsst ihr unbedingt noch einmal vorbeischauen und ich zeige euch, was aus den alten Räumen geworden ist.
Versprochen, lieber Max! Der Einladung für einen weiteren Besuch kommen wir gerne nach. Wir wünschen euch noch viel Durchhaltevermögen und Geduld und sind mehr als gespannt.
Beitrag vom 03.05.2022, von Mandy Wulf