Beitrag vom 07.08.2019, von Isabelle Diekmann
Bianca Schikorr liebt gutes Design. Das merkt man nicht nur, wenn man sich die eindrucksvollen Werke der Künstlerin ansieht, sondern auch wenn man die einzigartige Einrichtung ihres Seehauses in der Wetterau bei Frankfurt betrachtet. Denn hier stellt sie ihr Händchen für ein ganz besonderes Wechselspiel zwischen Raum, Kunst und Wohndesign unter Beweis.
Wir haben Bianca in ihrem idyllischen Zuhause besucht und mit ihr über Gemütlichkeit in offenen Räumen und die perfekte Work-Life-Balance gesprochen.
Liebe Bianca, was gefällt dir am Seehaus am besten?
Das Haus ist für uns ein Ort der Ruhe und Entschleunigung, eingebettet in schöner Natur. Wenn wir aus unserem hektischen Alltag hier ankommen, fühlt es sich so an, als würde eine Feder ganz langsam zu Boden fallen. Es ist ebenso ein Ort der Begegnung, mit Familie und Freunden. Wir haben hier schöne Tage, die oft in der Nacht am Lagerfeuer enden. Dies ist definitiv kein Ort für schlechte Energien. Das spürt jeder, der uns besucht.
Was ist für dich essenziell, um sich zu Hause zu fühlen?
Umgeben zu sein von persönlichen Gegenständen, die eine Geschichte erzählen und unser Leben begleiten. Diese individuelle, persönliche Note macht es aus.
Hast du Tipps, wie offene Räume gemütlich werden?
Durch bewusste Brüche. Ebenso ist die Beleuchtung ganz wesentlich, aber auch Bilder, die den Räumen ihren speziellen Charakter geben, sind für die Gemütlichkeit in offenen Räumen entscheidend.
Wie kann man Designklassiker am besten kombinieren, so dass eine wohnliche Atmosphäre entsteht und das Zuhause nicht wie ein Ausstellungsraum wirkt?
Designklassiker erzählen von sich aus bereits eine Geschichte, sonst wären es keine Klassiker. Ein Raum braucht einen Gegenstand, der eine Geschichte erzählt – zum Beispiel etwas Lustiges und Persönliches.
Richtig dosiert eingesetzt können Klassiker jedem Raum etwas Wertvolles geben. Die wohnliche Atmosphäre entsteht dabei vor allem durch einen authentischen Mix von Einrichtung, Accessoires und Bildern.
Meine Arbeiten beziehen sich stets auf den Raum, in dem sie hängen. Das spürt man und sie wirken dadurch wie selbstverständlich.
Welche Ansprüche hast du an ein Möbelstück und welcher Klassiker erfüllt diese deiner Meinung nach am besten?
Es sollte nachhaltig, zeitlos, gut kombinierbar und aus hochwertigen Materialien sein. Ein wirklich sehr gelungener und vielseitig einsetzbarer Designklassiker ist der Eames Plastic Chair. Wir lieben aber ebenso die Kaiser Idell Leuchte.
Arbeitest du häufig zu Hause?
Für meine Auftragsarbeiten bin ich unterwegs, kreative Prozesse finden überall statt. Natürlich arbeite ich aber auch von zu Hause aus.
Worauf sollte man deiner Meinung nach bei der Einrichtung des Arbeitszimmers besonders achten? Hast du Tipps für die Gestaltung?
Eine gute Arbeitsatmosphäre ist enorm wichtig. Tatsächlich habe ich zu Hause drei Arbeitsplätze, an denen ich unterschiedliche Dinge mache.
In meinem Atelier habe ich einen Schreibtisch, der eigentlich ein Hochtisch ist. Dort arbeite ich mit verschiedenen Materialien und setze Ideen um. Dann gibt es einen Schreibtisch im Keller, an dem ich Dinge erledige, die gemacht werden müssen, mir aber nicht so viel Freude machen – wie meine Buchhaltung oder die Steuer.
Dann gibt es einen „Zwischendurch-Schreibtisch“, an dem ich am liebsten arbeite. Er steht im Wohnraum, in der Nähe zu offener Wohnküche, Eingang und Schlafzimmer. Hier werde ich oft aktiv, um kreative Ideen sofort zu dokumentieren beziehungsweise sie zu skizzieren.
Alle haben eines gemeinsam: Sie bieten gute Lichtquellen, entweder durch gutes Tageslicht oder Leuchten. An jedem befindet sich eine Kaiser Idell Leuchte. Als Teenager habe ich eine Leuchte von Kaiser Idell von meinem Opa geschenkt bekommen, diese diente lange Jahre zuvor als Werkzeugraumleuchte seines Vaters. Damit fing meine große Sammelleidenschaft dafür an.
Jedenfalls habe ich an den verschiedenen Arbeitsplätzen alles, was ich für die unterschiedlichen Aufgaben benötige, in greifbarer Nähe. Für eine gute Arbeitsatmosphäre ist vor allem auch gutes und bequemes Sitzen unerlässlich.
Wie hältst du Balance zwischen Arbeit und Freizeit?
Ich laufe jeden Morgen circa 45 Minuten durch den Wald, meist schon um 7 Uhr. Im Winter immer, sobald es hell ist. Ich liebe den Wald und die Natur. So starte ich gut sortiert in den Tag. Von Mitte April bis Mitte Oktober schwimme ich dazu regelmäßig im See.
Wie wichtig ist dir die Nähe zur Natur?
Die Natur ist die Quelle meiner Kreativität. Ich bin ein echtes Landei. In meiner Kindheit habe ich jede freie Minute im Wald verbracht. Dort habe ich mich immer sicher und wohl gefühlt. Damals war es gelebter Alltag. Das Wunder Natur habe ich erst später begriffen. Die Natur ist ein wertvoller Schatz, auf den wir alle achten sollten.
Wie bist du auf das Haus aufmerksam geworden?
Der See befindet sich in meiner Heimat. Nachdem ich in Norddeutschland, Australien und den USA gelebt habe, stellte ich fest, dass es in der Heimat am schönsten ist.
Daher bin ich 2008 zurück nach Hessen gezogen. Während eines Besuches am See beschlossen mein Partner und ich, ein Seegrundstück zu suchen.
Meine Mädchen Mia und Lulu waren als bekennende Wasserratten von Anfang an begeistert. So haben wir nach sehr langer Suche und unendlich vielen Suchzetteln, die überall um den See verteilt und aufgehängt wurden, das schöne Grundstück gefunden und ein Haus darauf gebaut.
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Befreundete Architekten aus Frankfurt, die zu dem Zeitpunkt in die Selbständigkeit starteten, haben einen für uns perfekten Entwurf vorgelegt, der dann realisiert wurde. Wir haben beim Bau alle kräftig mitgeholfen, besonders mein Vater, der handwerklich sehr begabt ist.
Welches Gefühl muss ein Ort für dich ausstrahlen, um ein Rückzugsort zu sein?
Ein guter Rückzugsort entsteht, wenn ich dort Ruhe finde und das Gefühl habe, mich richtig wohl zu fühlen. Das hat wenig mit Größe oder Image zu tun.
Es geht vielmehr darum, dass alles in sich stimmig ist und ich mich dort einfach gerne aufhalte.
Ist das Haus am See auch gleichzeitig dein Atelier beziehungsweise deine „digitale Werkbank“?
Ich habe hier aufgrund der Größe des Hauses noch kein Atelier, aber selbstverständlich arbeite ich digital. Ein großer Teil meines Prozesses bis zur finalen Umsetzung einer Arbeit findet am Computer statt.
Du umgibst dich in dem Haus auch mit vielen deiner Bilder, sind das eher private Bilder oder aktuelle Werke?
In unserem Haus befinden sich Arbeiten meiner (aktuellen) Serien. Im Schlafzimmer hängt der Falter, ein Werk aus meiner Aluminumserie, die durch verschiedene technische Prozesse in einem sehr aufwendigen Verfahren entstanden ist. Im Arbeitszimmer hängt ein Selbstporträt im Stil meiner Technik der "Portällage" von mir, ich beschäftige mich viel mit dem Porträtieren von Menschen und Familien.
Außerdem schmücken Momentaufnahmen aus der Natur die Wohnküche. Auf großformatigen Aluminium- oder Glasplatten haben solch ruhige Motive eine meditative Wirkung.
Vielen Dank, Bianca, für die Einblicke in dein traumhaftes Zuhause!
Beitrag vom 07.08.2019, von Isabelle Diekmann