Beitrag vom 03.05.2019
Nils hat schon während seiner Kindheit Gefallen am Bauhaus-Stil gefunden. Im hannoverschen Stadtteil Linden hat sich der Designer eine Wohnung mit Bauhaus-Klassikern eingerichtet. Wir waren bei Nils zu Besuch und haben mit ihm über seine persönliche Verbindung zum Bauhaus und seinen Einrichtungsstil gesprochen.
Lieber Nils, schon auf den ersten Blick wird klar: Du liebst und lebst das Bauhaus! Wann und wie hast du die Liebe zu diesem Designstil entdeckt?
Meine ersten Begegnungen mit dem Bauhaus und anderen Designepochen hat eigentlich unbewusst stattgefunden. Im Prinzip bin ich damit aufgewachsen. Meine Mutter hat sich zum Beispiel damals von ihrem ersten Gehalt als Lehrerin den Safari Chair von Kaare Klint geleistet. Das war damals schon eine kostspielige Angelegenheit. Doch die Investition hat sich gelohnt, denn der Stuhl steht auch heute noch bei meinen Eltern zu Hause und wird genutzt.
Außerdem hat mir auch mein Designstudium die Idee und die Philosophie der Bauhauslehre nähergebracht. Mich hat daran der konstruktive Gedanke fasziniert. Der Bauhausentwurf war ja ursprünglich als einfach konstruiertes, schlichtes Massenprodukt geplant – ein erstmaliger höchst innovativer Ansatz, der seiner Zeit weit voraus war und daher damals schnell zur Avantgarde zählte. Die daraus hervorgegangenen Designgrundlagen zählen bis heute zu den wichtigsten für fast jeden Designer.
Worauf legst du bei der Einrichtung am meisten wert?
Auf gute Kombinierbarkeit, Langlebigkeit und Robustheit. Sowohl in der Gestaltung als auch in der Verarbeitung. Meine Bauhausmöbel lassen sich gut mit meinen eigenen Möbelentwürfen, beziehungsweise mit individuellen Einbaulösungen, wie meinem Schallplattenregal kombinieren. Ich mag den Gedanken, Produkte zu erhalten, anstatt zu ersetzen. Mir gefallen die ursprünglichen Entwürfe von Designern, die heute zu Klassikern geworden sind. Sie erzählen ihre Geschichte von Anfang an. Trotzdem finde ich auch die heutigen Neuinterpretationen in Farbe und Materialität spannend, welche die entsprechenden lizensierten Hersteller vorstellen. So erzählen sie die Geschichte weiter und lassen dabei zeitgenössische Designer zu Wort kommen.
Was macht für dich den Bauhaus-Stil aus?
Die gradlinige, reduzierte Formensprache. Sie gibt mir den nötigen Raum, den ich zum Leben brauche. Sie bringt Ruhe und Sinnhaftigkeit in die Produkte, mit denen ich mich umgebe. Eine Ruhe die ich zum Beispiel auch bei meiner Arbeit brauche, um stimmige Gestaltungskonzepte entwickeln zu können.
Bei einer großen Ansammlung an Design-Klassikern kann eine Wohnung schnell wie ein Ausstellungsraum wirken. Bei dir hingegen ist es trotz der vielen Design- Stücke unglaublich gemütlich und individuell. Hast du Tipps, wie das am besten gelingt?
Ein Raum und eine Wohnung sollten sich entwickeln können und im Laufe der Zeit durch den Bewohner geprägt werden. Man sollte bei der Einrichtung auch Zufälle zulassen. Mein klarer Stil lässt sich auch gut mit rauen Materialien, wie meinem freigelegten Mauerwerk und meinem robusten, warmen Eichenboden, kombinieren. Auch Provisorien, wie meine alte Metallkiste, die ich als Nachttisch nutze, vertragen sich gut mit meiner Wagenfeldleuchte. Zudem tragen viele meiner Möbel starke Spuren der Zeit, die ihnen jedoch sehr gut stehen. So habe ich zum Beispiel die String-Regale meines Großvaters geerbt. Zwar sieht man ihnen an, dass sie sich bereits seit einem halben Jahrhundert in Besitz meiner Familie befinden, aber sie sind immer noch in einem super Zustand. Die Regalböden haben jahrzehntelang die Bibliothek meines Großvaters getragen und hängen kein bisschen durch.
Welches Möbelstück ist deiner Meinung nach ein absolutes Must-have, wenn es um Einrichten im Bauhausstil geht?
Ein Stuhl. Denn in einem Stuhl lässt sich die Designauffassung einer Stilrichtung oder Epoche zusammenfassend erkennen – so eben auch die Grundlagen des Bauhauses. Mein Marcel Breuer Freischwinger ist mein liebstes Stück. Ich nutze ihn täglich als Schreibtischstuhl. Er ist vermutlich ein Original aus der Anfangszeit des Bauhauses. Ich habe ihn mal für 5 Mark auf einem Flohmarkt gefunden. Er war in einem bedauernswerten Zustand, die Verchromung war nur noch in Resten vorhanden und das Korbgeflecht der Sitzflächen ließ sich gerade noch erahnen. Ich habe das Chrom abgeschliffen und das Gestell klar lackiert und ihn neu beziehen lassen.
Wir bedanken uns herzlich für die Einblicke in deine Wohnung!
Beitrag vom 03.05.2019