Barcelona Hocker von Ludwig Mies van der Rohe
Die Sitzmöbel, die Ende der 20er Jahre für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona entworfen wurden, verdienen den Namen Klassiker. Zum einen, weil das Ensemble des lichten Pavillons den unterkühlten Wohnstil - später „Internationaler Stil“ genannt - weltweit bekannt machte. Zum anderen, weil es historische Bezüge zur Antike gibt. So haben wohl griechische Klappstühle (Scheren- oder Fahrstuhl als Thron für Gottheiten und Herrscher) als Anregung gedient. Es handelt sich also gewissermaßen um einen neuzeitlichen Thron (ohne Klappfunktion).
In der Tat erfüllten die Möbel für den Barcelona Pavillon bereits in ihrem ursprünglichen Kontext höchst repräsentative Zwecke: Sie sollten als königliches Gestühl während der Eröffnungszeremonie der Weltausstellung in Barcelona dienen.
Diese Konzeption steht im Gegensatz zu den sozialen, ja sozialistischen Zielen, die zahlreiche Protagonisten des „Neuen Bauens“ damals vertraten. Ludwig Mies van der Rohe verwendete Bandstahl und Lederpolster auf der Weltausstellung in feierlichem Weiß. Der Sessel Barcelona war ein Luxusmöbel und überdies kaum für die Serie geeignet. Das Gestell musste von Hand aufwendig verschweißt werden, weshalb der Sessel auch erst ab 1948 in einer veränderten Version produziert wurde. Dennoch handelte es sich um einen überaus innovativen Entwurf, der das Repertoire der Moderne erweiterte.
Weitere Details:
- Merkmale: Ein signiertes KnollStudio-Möbel, das gemäss Mies van der Rohes ursprünglichen Spezifikationen gefertigt wird. 1953 erteilte der Designer Knoll die exklusiven Fertigungs- und Vertriebsrechte. Vom Barcelona Hocker ist auch eine Kinderversion erhältlich. Das Logo KnollStudio und die Signatur von Ludwig Mies van der Rohe sind in jedes Möbelstück eingeprägt.
- Aufbau: Das verchromte Gestell wird von Hand hochglanzpoliert. Jedes Kissen besteht aus 16 einzelnen Lederstűcken, die aus einer einzigen Haut handgeschnitten werden und von Hand vernäht und mit Keder und Knöpfe versehen werden. Die sichtbare Seite der Gurte wird passend zur Polsterung eingefärbt.
- Oberflächen: Erhältlich in verschiedenen Spinneybeck-Ledern. Der Rahmen ist verchromt und poliert.
- Auszeichnungen: Auszeichnung des Museum of Modern Art, 1977